„Semantik kirchlicher Öffentlichkeiten“
Kirchliche Akademien
Im Teilprojekt "Semantik kirchlicher Öffentlichkeiten: Kirchliche Akademien" geht es um die Selbstwahrnehmung der Kirchen in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Unsere Leithypothese von einem semantischem Strukturwandel kirchlicher Selbstbeschreibungen, der durch die Ablösung semantischer Exklusionsmodelle durch Inklusionssemantiken charakterisiert ist, soll dabei anhand von kirchlichen Akademien — Mülheim, München und Bensberg auf katholischer, Bad Boll, Loccum und Tutzing auf evangelischer Seite — überprüft werden. Akademien eignen sich unserer Überzeugung nach deshalb hervorragend zur Überprüfung unserer Hypothesen, da mit ihnen neue Formen kirchlicher Öffentlichkeit erprobt wurden.
Zur Geschichte der kirchlichen Akademien liegen zwei neuere und eine Reihe älterer Überblicksdarstellungen vor. Zahlreiche Fest- und Programmschriften zeichnen überdies die Geschichte einzelner Akademien nach, darunter auch die im Forschungsbereich fokussierten Akademien Mülheim, München und Bensberg auf katholischer, Bad Boll, Loccum und Tutzing auf evangelischer Seite.
Betrachtet man die Arbeit der kirchlichen Akademien auf einzelnen Themenfeldern, so zeigt sich, dass bisher lediglich ausgewählte Aspekte untersucht worden sind, so vor allem die Themenkomplexe soziale Marktwirtschaft, Erwachsenenbildung und das Verhältnis zu den politischen Parteien. Ganz unterbelichtet ist dabei allerdings das sprachliche Handeln der Akademien geblieben. Zwar sind Anfänge einer sprachlichen Analyse des kirchlichen Selbstverständnisses in mehreren Überblicksdarstellungen enthalten, doch arbeitet nur eine Untersuchung kursorisch einige sprachliche Topoi heraus, die das Selbstverständnis der kirchlichen Handlungsträger erkennen lassen. Eine Analyse der Formeln und Argumentationsmuster in den einzelnen Veranstaltungsreihen der Akademien liegt noch nicht vor.