Bücher, Schriften, Statuen, Gebäude, Bilder, Radios, Fernseher und soziale Netzwerke –diese und weitere Medien ermöglichen es Menschen, Religion zu erfahren. Sie helfen dabei, religiöse Gemeinschaft zu bilden, religiöse Identitäten auszuhandeln und machen die Begegnung über Religionsgrenzen hinweg möglich. Der Fokus auf Medien ist ein Weg, um die religiösen Dynamiken in der Geschichte, aber auch die gegenwärtigen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Entwicklungen zu analysieren.
Aus diesem Grund wird dem relativ jungen Forschungsfeld Religion und Medien immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Darauf aufbauend, untersucht der Forschungsschwerpunkt Religion & Medien am CERES besonders weniger beachtete Aspekte dieses Forschungsfeldes und erprobt dafür innovative Ansätze und Perspektiven:
Die medialen Formen werden aus der Perspektive des material-religions-Ansatzes betrachtet. Schon die Definition von „Medien“ umfasst in der Tat all jene materiellen Gegenstände, die den Prozess der Mediation, der Vermittlung, erst möglich machen. Medien helfen den Gläubigen eine Brücke zwischen dem Immanenten und dem Transzendenten zu schlagen, indem sie sinnliche, körperliche und räumliche transzendente Erfahrungen ermöglichen. Diese Perspektive erlaubt es, sowohl die Vermittlungsprozesse in Zeiten vor der Digitalisierung, als auch jene materiellen Praktiken, die mit aktuellen Medientechnologien verbunden sind, zu untersuchen.
Im CERES-Forschungssschwerpunkt Religion & Medien arbeiten historisch forschende Wissenschaftler/innen mit gegenwartsorientierten Forscher/innen zusammen. Dieser Ansatz hilft, gegenwärtige kulturelle und gesellschaftliche Entwicklungen zu verstehen und einzuordnen, insofern als das Zusammenspiel von Religion und Medien als ein stetiger historischer Prozess wahrgenommen wird. Dabei wird nicht trennscharf zwischen sogenannten „klassischen“ und „neuen Medien“ unterschieden, sondern jeweils die Einführung neuer Medientechnologien in ihrer Zeit historisch kontextualisiert.
Die Fallstudien decken verschiedene geografische Gebiete ab, die vor allem in Europa und Asien liegen. Diese breite überregionale Perspektive ermöglicht es, eine eurozentrische Sichtweise zu umgehen und die Charakteristika regionaler und lokaler Fälle gebührend zu berücksichtigen. Gleichzeitig ebnet sie den Weg für einen religionswissenschaftlich vergleichenden Blick auf die weltweite Verbreitung von Mediendiskursen in Bezug auf Religion.
Medien dienen als Hilfsmittel, um religiöse Kontakte zu ermöglichen und zu pflegen. Durch Medien treten unterschiedliche religiöse Traditionen miteinander in Kontakt, kommunizieren und beeinflussen sich gegenseitig in ihren Ritualen und Glaubensinhalten. Darüber hinaus ermöglichen es Medien auch, dass sich religiöse Traditionen ausdifferenzieren, indem sie z. B. neue Räume für das Aufkommen neuer Ideen und Autoritäten schaffen. Deshalb hilft in diesem Forschungsfeld besonders der Fokus auf die religiösen Kontaktsituationen, anhand derer sich die Komplexität von pluralen und sich weiter ausdifferenzierenden Gesellschaften besser verstehen lässt.
Der Forschungsschwerpunkt Religion & Medien bringt internationale Wissenschaftler/innen unterschiedlicher Disziplinen zusammen (z. B. aus der Religionswissenschaft, Kommunikations- und Medienwissenschaft, den Philologien, Kunstgeschichte, Ethnologie bzw. Anthropologie und Soziologie). Ausgehend von ihren unterschiedlichen Expertisen werden neue Methodologien und Theorien für die Forschung erörtert und angewandt.