In der Religionsgeschichte kommt Westasien in seinen diversen historischen Perioden eine tragende Bedeutung zu. Diese Region konstituiert zum einen ein dynamisches multiethnisches und multilinguales Feld, in dem mehrere Kulturen stets in Austausch waren, und diese Kontakte zur Emergierung vieler religiöser Ideen und einiger weit verbreiteter Religionen wie des Zoroastrismus, des östlichen Christentums, des Manichäismus und des Islams führten. Zum anderen fungierte die Region als ein Bindeglied zwischen dem indischen, zentralasiatischen und chinesischen Kulturraum einerseits und Europa (bzw. der zu Europa werdenden Kulturregion) andererseits. Geografisch erstreckt sich die Region, die wir Westasien nennen, vom Hindukusch im Nordosten bis zur arabischen Halbinsel im Südwesten und vom Sindh-Gebiet im Südosten bis zum Schwarzen Meer im Nordwesten.
Die Westasiatische Religionsgeschichte am CERES besteht aus zwei Schwerpunkten: der iranischen und der mesopotamischen Religionsgeschichte. Die iranische Religionsgeschichte konzentriert sich zeitlich v. a. auf die Antike und Spätantike (12. Jh. v. Chr. – 10. Jh. n. Chr.) und befasst sich thematisch mit dem Zoroastrismus und dem Manichäismus und deren Kontakt mit dem Islam in der frühislamischen Zeit. Die Religionsgeschichte des Zweistromlands befasst sich v. a. mit der sumerischen und der akkadischen Kultur (4.–1. Jt. v. Chr.) und studiert verschiedene religiöse Aspekte dieser Kulturen. Die beiden Schwerpunkte sind philologisch ausgerichtet und befassen sich mit den Quellen im Sumerischen, Akkadischen, Babylonischen, Avestischen, Altpersischen, Mittelpersischen, Arabischen und Neupersischen.
Unsere Lehrveranstaltungen vermitteln unseren Studierenden ein grundlegendes Wissen über die Religionsgeschichte dieser Region in ihren unterschiedlichen historischen Perioden und befähigen die Forschungsinteressierten unter ihnen zu einer philologisch-fundierten Erforschung der westasiatischen Religionsgeschichte.