Fachtagung im Rahmen der Ausstellung "BILD MACHT RELIGION" im Kunstmuseum Bochum
Der Kontakt zwischen verschiedenen religiösen Traditionen oder unterschiedlichen Traditionssträngen einer Religion geht oft mit der Diskussion über die Legitimität von Glaubensinhalten und -praktiken einher. Wenn religiöse Traditionen aufeinandertreffen oder sich im Laufe der Zeit wandeln, wird das bis dato Selbstverständliche in unterschiedlichem Ausmaß neu reflektiert und diskutiert. Dies betrifft auch die „Bilderfrage“ nach dem erlaubten oder richtigen Einsatz von bildlichen Darstellungen im religiösen Kontext.
Auch wenn in der europäischen Kunstgeschichte der byzantinische Ikonoklasmus zentral erscheint, die Bilderfrage ist nicht nur ein Thema der jüdisch-christlichen Traditionen. In allen religiösen Traditionen zwischen Asien und Europa – und darüber hinaus – ist die Rolle von Medien äußerst umstritten und der Umgang mit Bildern, Statuen und anderen visuellen Darstellungsformen ambivalent: Zum einen ermöglichen Bilder, etwas zu sehen, was anders nicht zu sehen ist. Sie machen das Abwesende anwesend und bearbeiten damit ein zentrales Grundproblem religiöser Kommunikation. Zum anderen zeigen Bilder etwas, was vielleicht nicht gezeigt werden und besser im Unsichtbaren bleiben möge; z. B. weil das Gezeigte mit dem Bild identifiziert werden könnte.
Auf diese Ambivalenz reagieren Kunst und Religion: Während einige religiöse Positionen besonders bilderfreundlich sind und im Dargestellten die Präsenz des Göttlichen sehen, reagieren andere religiöse Strömungen auf die Identifikation von Darstellendem und Dargestelltem mit Bilderverboten oder der Zerstörung von Bildern – die vor jenen anderer Religionsgemeinschaften nicht Halt macht und manchmal in gewalttätigen Auseinandersetzungen mündet. Die zeitgenössische Kunst nimmt diesen Spannungsbogen auf und bearbeitet ihn in je eigener Weise.