Strukturen, Aneignungen und Aushandlungen religiöser Vielfalt in lokalen Kontexten.
Die Erforschung religiöser Pluralisierungsprozesse hat sich zu einem Schwerpunktthema der internationalen Religionssoziologie entwickelt. Diesseits und jenseits des Atlantiks wird nach den gesellschaftlichen Bedingungen und Konsequenzen einer zunehmenden religiösen Vielfalt gefragt. Offensichtlich erzeugt die Pluralisierung der religiösen Landschaft eine neue Aufmerksamkeit gegenüber dem Thema „Religion“ – in Medien, Politik und Zivilgesellschaft werden die moralischen und rechtlichen Möglichkeiten, die Gefahren, Potentiale und Ressourcen religiöser Pluralisierung diskutiert. Nicht zuletzt wird ein „Markt“ der religiösen Möglichkeiten thematisiert, der in Europa einen epochalen Wandel religiöser Aneignungsmuster „from Obligation to Consumption“ herbeiführen könnte.
Um diese Erscheinungen in ihren Bedingungen und Abläufen zu untersuchen, erscheint es sinnvoll, die bisherigen Fragestellungen nach den gesamtgesellschaftlich-statistischen Effekten religiöser Pluralisierungsprozesse durch Fallstudien zu ergänzen, welche sich dem Nebeneinander unterschiedlicher religiöser Richtungen in einzelnen regionalen, lokalen Settings widmen:
Wie gestaltet sich der Prozess der religiösen Pluralisierung vor Ort? Welche lokalen Muster religiöser Pluralisierung werden erkennbar?
Wie siedeln sich unterschiedliche religiöse Organisationen vor Ort an? Wie sieht die Infrastruktur religiöser Pluralisierung aus?
Welche Rezeptionsmuster stellen sich in der Bevölkerung ein? Welche sozialen Aushandlungsprozesse finden vor Ort statt?
Die genannten Fragestellungen sollen Gegenstand der Tagung „Religiöse Pluralisierung vor Ort“ sein, die vom 16.-17. Juni 2011 an der Ruhr-Universität Bochum stattfindet. Die Tagung ist Teil des NORFACE CAPACITY BUILDING Projects „Network on the Investigation of Religious Pluralism in Europe“. Sie richtet sich an Wissenschaftler, die sich aus religionswissenschaftlicher, religionssoziologischer, religionsgeographischer, religionspolitischer und religionsökonomischer Sicht den regionalen Bedingungen und Konsequenzen religiöser Pluralisierung widmen. Von Interesse sind sowohl quantitative Bestandsaufnahmen als auch qualitative Studien, welche das lokale Nebeneinander unterschiedlicher religiöser Strömungen zum Inhalt haben.