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Synagoge, Kirche und Moschee – Neues Forschungsprojekt zu Sakralgebäuden startet

In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich Deutschland religiös verändert: Neben einer zunehmenden Säkularisierung, sind Tendenzen einer Pluralisierung und Individualisierung religiöser Überzeugungen auszumachen. Aber wie zeigen sich derartige gesellschaftliche Veränderungen architektonisch im Stadtbild? Dieser zentralen Frage geht nun ein Forscherteam aus Religionswissenschaftler/innen und Architekturhistoriker/innen der Ruhr-Universität Bochum und der TU Dortmund nach. Sie führen innovativ religionswissenschaftliche und architekturhistorische Kompetenzen zusammen.

Prof. Wolfgang Sonne (Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Architektur, TU Dortmund) und Prof. Dr. Volkhard Krech (CERES, RUB) leiten gemeinsam das Forschungsprojekt „Sakralität im Wandel: Religiöse Bauten im Stadtraum des 21. Jh. in Deutschland (SaWa)“. Zusammen mit ihrem Team dokumentieren, analysieren und interpretieren sie religionsvergleichend den Wandel in der architektonischen Gestaltung und der städtebaulichen Positionierung zeitgenössischer Sakralbauten in Deutschland seit 1990. Dabei richtet sich der Blick gleichermaßen auf christliche, jüdische und muslimische Sakralbauten im Stadtraum, ihre architektonische und gesellschaftliche Bedeutung.

Der Fokus auf die drei großen monotheistischen Traditionen wurde bewusst gewählt, weil sie in ihrer jeweiligen Besonderheit miteinander kontrastieren: Kirchgebäude werden zunehmend anders genutzt oder abgerissen, während Moscheen häufiger öffentlich sichtbar – aber oft in der städtischen Peripherie – gebaut werden. Dagegen erfahren Synagogen eine besonders starke Außenwahrnehmung und sind von experimenteller Architektur gekennzeichnet, die das Stadtbild prägt. Ziel des Projekts ist es, die öffentliche Präsenz von Sakralbauten im Stadtgefüge besser zu verstehen.

Sakralarchitektur eignet sich in besonderem Maße als Untersuchungsgegenstand, um auszuloten wie Architektur einerseits gesellschaftliche Ordnungen ausdrückt und andererseits auf Gesellschaft wirkt. Für die meisten Religionen sind Gotteshäuser oder religiöse Versammlungsorte unabdingbar für religiöse Handlungen und das Leben in der Gemeinschaft. Um analytisch nicht am einzelnen Objekt zu verharren sollen städtebauliche Untersuchungen hinzugezogen werden, um zu prüfen, wie sich Sakralbauten im Stadtbild und in Bezug zu anderen Gebäuden positionieren und auf welche Weise sie sichtbar in Erscheinung treten.

Das Projektteam erfasst und beschreibt alle Neubauten, Umnutzungen und Abrisse von christlichen, muslimischen und jüdischen Sakralbauten in Deutschland seit 1990 in einer Datenbank. Zusätzlich werden ausgewählte Bauten hinsichtlich ihrer Bedeutung und Positionierung im Stadtraum im Detail untersucht.

Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Das Team startet am 17. September 2018 mit einem Auftaktworkshop zur Vernetzung aller Projektbeteiligten. Externe Expert/innen unterstützen und beraten den Projektstart.