Neue Publikation: Raumkonzeptionen im Zoroastrismus
Raum ist wie Zeit eine der grundlegenden Kategorien unseres Denkens. Ihre Konzepte bleiben weder in unterschiedlichen Kulturkreisen noch in wechselnden Zeitperioden konstant, weshalb die Auseinandersetzung mit einem historischen Kulturphänomen stets die Aufarbeitung dieser Kategorien in ihrem spezifischen Kulturkreis und ihrer spezifischen Zeitperiode erfordert. Auf Grundlage der ältesten sprachlichen und architektonischen Zeugnisse Irans vom 12. bis zum 4. Jahrhundert v.Chr. bietet Kianoosh Rezania erstmals eine umfassende Studie über die Raumkonzeptionen im Zoroastrismus des alten Iran. Kianoosh Rezania ist Professor für Westasiatische Religionsgeschichte am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Univeristät Bochum.
Ausgehend von aktuellen und historischen Raumtheorien werden die zoroastrischen Räume in kosmische, kultische und soziale Räume unterteilt. Die Darstellung der kosmischen Räume beschreibt Raumabstrakta in altiranischen Sprachen sowie zoroastrische Grenzziehungsprinzipien und fragt danach, welche Koordinatensysteme die Altiraner für ihre Orientierung im Raum verwendeten und wie sie ihre kognitiven Karten in Text umwandelten. Hierzu gehört außerdem die Repräsentation des Weltbildes der Zoroastrier nach ihren älteren Textzeugnissen.
An der Schnittstelle kosmischer und kultureller Räume finden sich Transzendenzräume, die zum einen utopische zum anderen von Dichtern beschriebene Räume zur Kommunikation mit Göttern einschließen. Da die Studie Dynamiken und Wandlungsprozesse im rituellen Bereich nicht ausschließt, werden Rekonstruktionen von zoroastrischen Ritualflächen in der avestischen Zeit ohne Einbezug jüngerer Materialien präsentiert. Darüber hinaus werden die räumlich repräsentierte Sozialstruktur der avestischen Gesellschaft sowie deren räumliche symbolische Ordnungen vorgestellt.