DFG-Forschergruppe „Transformation der Religion in der Moderne“
Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
Das Verhältnis von Religion und Moderne ist ein höchst ambivalentes. Nachdem das einst dominante Säkularisierungsparadigma Religion vorrangig in Perspektiven des Bedeutungsverlustes und des Niedergangs beschrieben hat, ist in den letzten Jahrzehnten eine gegenläufige Wahrnehmung entstanden. Danach erfassen die häufig diskutierten sinkenden Kirchenmitgliedschaftszahlen und ein sich lockerndes Staat-Kirche-Verhältnis nur einen Teil der relevanten Phänomene. Vielmehr zeigt sich, dass es in den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen eine unerwartete Rückkehr der Religion gegeben hat, die aus unterschiedlichen Interessen zur Kenntnis genommen wird.
Die Forschergruppe untersucht die gesellschaftsgeschichtlichen Hintergründe des religiösen Wandels, der öffentlichen Wahrnehmung von Religion und die Veränderung religiöser Organisationsformen. Zugrundegelegt wird die Annahme, dass die Veränderungen von individueller Religiosität sowie ihren institutionellen Einbettungen und Vermittlungen auf das Engste mit dem Wandel verflochten sind, welcher die Ausdifferenzierung der Lebensbereiche in industrialisierten Gesellschaften im 20. Jahrhundert betrifft. Gleichzeitig wird der religiöse Wandel vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Bildungs- und Kommunikationsrevolutionen sowie der veränderten Zeitsouveränität mit entsprechend neuen Arbeits- und Konsummustern untersucht. Die Forschergruppe gliedert sich in drei Teilbereiche:
- Religiöse Sozialisation (Forschungsbereich I)
- Sozialformen des Religiösen (Forschungsbereich II)
- Mediale Repräsentation und Semantik (Forschungsbereich III)
Der zeitliche Fokus richtet sich auf die unmittelbare Nachkriegszeit und die „dynamischen Zeiten“ der 1960er und 1970er Jahre, welche die traditionellen religiösen Lebensformen einem besonderen Veränderungsdruck unterworfen haben. Daneben finden aber auch neue Formen von Religiosität Berücksichtigung.
Förderzeitraum
2006 - 2012