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Vortrag

Von der Kommunikation zur Religion: Die Entstehung des Daoismus im frühen China


CERES-Palais, Raum "Ruhrpott" (4.13)

Vortrag von Licia DiGiacinto im Rahmen der Online-Ringvorlesung "Eine Religion kommt selten allein: Streifzüge durch die Religionsgeschichte"

Daoismus — die Lehre des Weges oder daojiao 道教 — ist heute eine der fünf offiziell anerkannten Religionen der Volksrepublik Chinas und bildet eine starke religiöse Gemeinde in Taiwan. Auch im Westen (vor allem in den USA) findet man Zentren und Hallen, die dieser Religion gewidmet sind.

Der Daoismus blickt auf eine lange Geschichte zurück, eine Geschichte die, die chinesische Kultur massiv geprägt hat und die Imagination des Westens fasziniert hat. Die Rekonstruktion dieser Geschichte stellt auf mehreren Ebenen eine Herausforderung dar: Bereits im 19. Jahrhundert, als Friederich Max Müller (1823-1900) sein Projekt Sacred Books of the East startete begann und James Legge (1815-1897) die Übersetzungen von den Grundtexten des Daoismus — vor allem das Laozi — anfertigte, wurde die frühe Geschichte des Daoismus als eine Umwandlung von Philosophie zu Religion gelesen. Dieser Ansatz ist allerdings in der letzten Zeit immer wieder problematisiert worden.

In der Auseinandersetzung mit Themen wie Mystik oder frühe religiöse Praktiken des Daoismus wird deutlich, dass es mehr Kontinuitäten zwischen der postulierten Zeit der "Philosophie" (die letzten Jahrhunderte v. u. Z.) und der Epoche der Religion (ab dem 2. Jh.) gab. Die zentrale Frage, wie der Daoismus enstanden ist, kann mit Hilfe der Religionssoziologie und einem Blick auf Kommunikation als Leitkategorie neu beantwortet werden. Wenn Religion religionssoziologisch gedacht als Sphäre der Gesellschaft, die durch Kommunikation entsteht und operiert, zu verstehen ist, dann ist die Entstehung des Daoismus auch als Bildung und Entwicklung von religiösen Inhalten (als Kommunikationsbausteine) nachvollziehbar. Und wenn die religiösen Inhalte als grundlegend gelten, dann ist die Geschichte des Daoismus eine äußerst verflochtene Geschichte, eine Geschichte die nicht ohne den Blick auf interreligiöse Kontakte zwischen Daoismus, Konfuzianismus und Buddhismus  rekonstruierbar ist.

Der Vortrag versucht anhand dieses religionssoziologischen Ansatzes die Entstehung des Daoismus neu zu bewerten und zwischen jenen, die eine Zäsur zwischen der philosophischen Frühphase und der Religion sehen, und jenen, die allein die Kontinuitätslinie unterstreichen, zu vermitteln. 

 

Vortragende/r

Foto von Dr. Licia Di Giacinto

Dr. Licia Di Giacinto

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