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Ein Rückblick auf die Abschlussveranstaltung des Forschungskollegs RePliV
Am 7. und 8. November fand in Bochum die Abschlussveranstaltung von RePliV statt, die sowohl Raum für eine Bilanz der Forschungsergebnisse als auch einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Forschungsfeld bot. Prof. Dr. Ulrich Willems und Mareike Ritter begrüßten in ihren Funktionen als Sprecher und als Vertreterin der Doktorand*innen des Kollegs die Anwesenden bei der Abendveranstaltung am Donnerstag. Es folgten Grußworte von Prof. Dr. Dr. h.c. Martin Paul, dem Rektor der Ruhr-Universität Bochum, dem Leitenden Ministerialrat Thorsten Menne vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, sowie Dr. Sascha Dewender, Bürgermeister der Stadt Bochum.
Es folgte ein Impulsvortrag des Passauer Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Oliver Hidalgo, in dem er einige Herausforderungen und Chancen religiöser Vielfalt für die Demokratie skizzierte. Hidalgo analysierte die Rolle von Religionen als potenzielle Stützen demokratischer Werte, aber auch die Gefahren, die von religiösen Absolutheitsansprüchen sowie Verschwörungsmythen, welche das Vakuum füllen, das der Bedeutungsverlust von christlicher Religion in der deutschen Gesellschaft hinterlässt, ausgehen. Zudem beleuchtete er das spannungsreiche Verhältnis zwischen Religion, Säkularität und demokratischen Prinzipien aus ideengeschichtlicher Perspektive.
Anschließend diskutierten Dr. Tagrid Yousef, Beigeordnete der Stadt Dinslaken, und Prof. Dr. Christel Gärtner, Religionssoziologin aus Münster, im Rahmen eines Podiumsgesprächs mit Oliver Hidalgo über dessen Thesen. Moderiert wurde das Gespräch von Christina-Maria Purkert aus der Religionsredaktion des Westdeutschen Rundfunks, die, wie Tagrid Yousef, eine Praxispartnerin des Forschungsprojekts RePliV ist.
Tagrid Yousef bereicherte die Diskussion durch ihre praktischen Erfahrungen und anschauliche Beispiele aus der kommunalen Verwaltung, sie sprach etwa über Initiativen wie die „Runden Tische der Religionen“. Prof. Dr. Christel Gärtner ging unter anderem auf zentrale Ergebnisse ihrer Forschung zum religiösen Wandel in Familien ein und zeigte auf, wie stark sich die Generationen in ihrer religiösen Identität und der Toleranz gegenüber Anders- oder Nichtgläubigen unterscheiden. Yousef ergänzte diese Einblicke aus ihrer persönlichen Perspektive als Muslima, berichtete von ähnlichen, teils aber auch abweichenden Erfahrungen und formulierte die Hoffnung, dass aktuelle Konflikte den Weg für einen „modernen Islam“ ebnen könnten. Die Diskussionsrunde griff außerdem die Frage auf, wie wissenschaftliche Erkenntnisse an eine breitere Öffentlichkeit vermittelt werden können.
Der Vortrag von Oliver Hidalgo und die Podiumsdiskussion boten zahlreiche Anregungen für die anschließende Debatte mit dem Publikum und die Gespräche beim Empfang – insbesondere mit Bezug zu Themen wie den Konflikten im Nahen Osten, der wachsenden politischen Polarisierung in Deutschland und den Wahlen in den USA.
Der darauffolgende Freitag, der 8. November, stand ganz im Zeichen der Projekte der Promovierenden. Im Alfried-Krupp-Schülerlabor der RUB (Bereich Geisteswissenschaften) präsentierten die RePliV-Doktorand*innen ihre Forschungsprojekte und diskutierten diese intensiv mit Gästen und Kolleg*innen.
Promovierende, Professor*innen, Praxispartner*innen und Gäste waren sich einig: Sie werden in Kontakt bleiben. Geplant ist beispielsweise ein Wiedersehen anlässlich der Präsentation des Praxishandbuchs "Über religiöse Vielfalt sprechen". Außerdem wird RePliV seine Arbeit noch ein halbes Jahr fortführen: Einige Promotionsprojekte im Kolleg sowie die Koordinationsstelle sind coronabedingt bis einschließlich Juni 2025 verlängert worden.
Ein Mitschnitte des Impulsvortrags und der Podiumsdiskussion kann auf der RePliV-Website unter https://www.forschungskolleg-repliv.de/aktuelles-248994/test abgerufen werden.
Ein Video mit Impressionen von der Abschlussveranstaltung von RePliV ist auch auf unserem Youtube-Kanal zu sehen: https://youtube.com/shorts/vhpc_u_ML2Q?feature=share