
Mission und christliche Grenzräume – Oleksandr Fylypchuk als Gastwissenschaftler am CERES
Mittelalterliche Mission, christliche Narrative und byzantinische Geschichte
Fylypchuk absolvierte sein Studium der Mittelalterlichen Geschichte an der Yuriy Fedkovych Chernivtsi National University in der Ukraine und spezialisierte sich auf die Geschichte der Rus’. Anschließend promovierte er an der École pratique des hautes études – Université Paris Sciences et Lettres im Bereich der byzantinischen Geschichte.
Seine Forschungsschwerpunkte reichen von Hagiographie, der Christianisierung Osteuropas und der Missionsgeschichte bis hin zur Handschriftenkunde. Er ist Autor von zwei Monografien und über zwanzig wissenschaftlichen Artikeln, darunter eine Neuedition der „Legende von Banduri“ (ein anonymer griechischer Text, wiederentdeckt vom benediktinischen Gelehrten Anselmo Banduri), der russisch-byzantinischen Verträge und weiterer bedeutender Quellentexte. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählt das Buch "A Forgotten Saint. Prince Volodymyr the Great between East and West" (Kyiv: Laurus, 2020), das sich mit der Rolle des Kiewer Fürsten in den Auseinandersetzungen zwischen Ost- und Westkirche befasst.
Forschung zu mittelalterlichen Bekehrungserzählungen zwischen Geschichte und Symbolik
Am CERES erforscht Fylypchuk insbesondere die Darstellung missionarischer Aktivitäten im Mittelalter. Er untersucht, wie die Christianisierung der Rus’ in lateinischen Quellen geschildert wurde und welche Narrative daraus entstanden. Dabei richtet er sein Augenmerk sowohl auf die Entstehung und Weitergabe von Missionsgeschichten als auch auf die zugrunde liegenden strukturellen und ideologischen Konzepte. Zudem analysiert er die konkreten Praktiken der Missionierung sowie die symbolische Bedeutung von Missionsorten als metaphorische Räume. Ergänzend entwickelt er eine prosopografische Datenbank, die Ego-Dokumente von Missionaren systematisch erfasst und deren persönliche Erfahrungen sowie soziale Netzwerke nachvollziehbar macht.
Sein Forschungsaufenthalt am CERES ermöglicht es Fylypchuk, weiterhin zur interdisziplinären Erforschung von Mission und religiösen Grenzräumen beizutragen und neue Impulse für die Geschichtsschreibung mittelalterlicher Missionsbewegungen zu setzen. Seine Arbeit liefert wertvolle Einblicke in die religiöse Begegnung zwischen Ost und West und deren Einfluss auf die europäische Geschichte.