KHK-Fellow-Interview: "Engagierte Forschungszusammenarbeit "
Ende März 2020 endet die zweite Förderphase des Käte Hamburger Kollegs "Dynamiken in der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa". Als größtes Forschungsvorhaben mit internationaler Reichweite hat es das Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) in den letzten zehn Jahren enorm geprägt. Zeit also, um in den nächsten Monaten etwas zurück und etwas nach vorne zu blicken und Gastwissenschaftler/innen des KHK zu Wort kommen zu lassen. Im zweiten Interview der Reihe kommt Professor James Watts von der Syracuse University zu Wort. Sein Aufenthalt am KHK erwies sich als besonders fruchtbar für die internationalen Beziehungen des CERES: Das Department of Religion der Syracuse University und das CERES vereinbarten ein umfangreiches Austauschprogramm, dass nicht nur Forscher/innen, sondern auch Studierende miteinschließt. Im Wintersemester 2018/19 kam der erste amerikanische Doktorand nach Bochum.
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Wie sind Sie das erste Mal mit dem Käte Hamburger Kolleg in Kontakt gekommen? War das erst bei Ihrer Bewerbung?
Prof. Christian Frevel übermittelte mir als Kollegiat den Bewerbungsaufruf mit der Empfehlung, mich zu bewerben.
Wie war Ihr Forschungsaufenthalt in Bochum?
Mein Forschungsaufenthalt in Bochum war angenehm und überaus produktiv. Ich habe die Rolle, die Sinneseindrücke in der Ritualisierung von heiligen Schriften spielen, untersucht. Zu diesem Thema wurde eine internationale Konferenz organisiert, dessen Beiträge wiederum in dem Band Sensing Sacred Texts veröffentlicht wurden. Und ich schrieb ein weiteres Buch, während ich in Bochum war, mit dem Titel Understanding the Pentateuch as a Scripture.
Zu welchem Thema haben Sie geforscht und hat das KHK ihre Forschung beeinflusst?
Wie die Konferenz Sensing Sacred Text und der daraus entstandene Sammelband zeigen, ritualisieren viele religiöse Traditionen heilige Texte in ähnlicher Weise. Gleichzeitig gibt es aber auch klar erkennbare Varianten je nach Tradition, Ort oder Epoche. Es existieren auch Fälle, in denen eine religiöse Tradition den ritualisieren Gebrauch von Büchern bei anderen Traditionen beeinflusst und die sich dessen bewusst sind, besonders im gegenwärtigen Zeitalter des weltweiten medialen Informationsaustausches.
Was charakterisiert das KHK im Vergleich zu anderen Forschungsinstitutionen?
Meiner Erfahrung nach zeichnet sich das KHK Bochum durch eine außerordentlich engagierte und sympathische Gruppe von Langzeitforschern am CERES aus. Sie war es, die dem KHK nicht nur die Forschungsrichtung gab, sondern – und das ist fast noch wichtiger – eine Kultur des freizügigen und engagierten Forschungszusammenarbeit vorlebte, welche die Gastwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beeinflusste.
Welchen Einfluss auf Ihre Forschung hatte der Aufenthalt am KHK Bochum?
Das KHK hatte in der Tat direkten Einfluss auf meine eigene Arbeit, wie meine Artikel und Buchkapitel zeigen (“Scripture’s Indexical Touch” in Sensing Sacred Texts (2018), “Books as Sacred Beings” eingereicht bei Postscripts, und “Sensation and Metaphor in Ritual Performance: The Example of Sacred Texts,” eingereicht bei Entangled Religions). Und es wird weiterhin Einfluss auf meine zukünftigen Publikationen ausüben.
Zuletzt ein Blick in die Zukunft: Das KHK Bochum mag zeitlich begrenzt sein, aber wie sollte Religionswissenschaft z. B. in etwa zehn Jahren mit Religionsgeschichte umgehen?
Die Struktur des KHK Bochums erweist sich als sehr zielführend für die kreative und hochwertige Forschung von Gastwissenschaftler/innen und CERES-Mitarbeiter/innen. Die erste Lektion daraus ist, dass diese Art von Forschungsstruktur wiederholt werden sollte. Ich glaube, dass Forschungsthemen am besten organisch aus der Arbeit einzelner Forscher und ihrem Kontakt miteinander entstehen. In dieser Hinsicht war das KHK Bochum hervorragend. Ich hoffe, dass das CERES einen Wege findet, solch produktive Kontakte auch in der Zukunft fortzusetzen.
Übersetzung: U.P., Dez. 2018