Erster Austauschstudent aus Syracuse in Bochum
Zum ersten Mal kam Anfang des Wintersemesters 2018/19 ein Gaststudent des Departments Religion der Syracuse University ans Bochumer Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES). Bei Institutionen haben 2018 ein Austauschprogramm beschlossen, das sowohl den Bereich Forschung als auch die Lehre umfasst. Bevor er Anfang dieser Woche wieder zurück in den Upstate New York gefahren ist, haben wir noch ein kurzes Interview mit ihm zu seinen Erfahrungen hier geführt:
Sie sind der erste Student der im Rahmen des Austauschprogrammes von der Syracuse University am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien studiert. Sie haben vorher Erfahrungen mit Hochschuleinrichtungen in den USA und China gemacht und waren in den letzten fünf Monaten hier. Da drängt sich die Frage auf: Wie würden Sie das CERES im Vergleich charakterisieren?
Viele meiner Erfahrungen mit am CERES hängen mit meiner Einbindung in die Aktivitäten des Käte Hamburger Kollegs zusammen. Das scheint sich von den anderen Institutionen, bei denen ich gewesen bin, zu unterscheiden. Die Arbeit an den breiten theoretischen Rahmenbedingungen und der sorgfältige Vergleich ist wirklich interessant und ich bin beeindruckt, wie die Forscher, die an so unterschiedlichen Projekten arbeiten zusammenkommen, um die grundlegenden Dynamiken der Religion zu verstehen. Es war einfach sehr vorteilhaft, die Möglichkeit zu haben, jede Woche an den KHK-Kolloquien teilzunehmen und von den verschiedenen Menschen hier zu lernen.
Wo liegen denn die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede zwischen den Kursen im US-amerikanischen und deutschen Hochschulsystem?
Meine Kenntnisse des deutschen Systems sind noch begrenzt. Aber von dem, was ich gesehen habe, verstanden die Bochumer Studenten von Anfang an die Ausrichtung und den Zweck ihres Studiums, anders als ich es normalerweise von amerikanischen Studenten kenne. Das bedeutet auch, dass in den Kursen die ich besucht habe, die Diskussionen häufig darauf ausgerichtet waren, ein näheres Verständnis vom Fachgebiet, den aktuellen theoretischen Fragen und Debatten zu erhalten. Außerdem habe ich es genossen, klassisches Chinesisch an der Fakultät für Ostasienwissenschaft zu lernen und zu sehen was für ein starker Schwerpunkt in dieser Abteilung auf Sprachen gelegt wird.
Welche Kurse haben Sie während Ihres Studiums in Bochum besucht? Haben diese Einfluss auf Ihr Promotionsprojekt gehabt?
Ich habe einen Kurs bei Dr. Licia Di Giacinto besucht, der der Geschichte des Daoismus gewidmet war. Und ein Kurs bei Prof. Jörg Plassen, in dem wir zusammen einen Teil des Zhuangzi Zhu Shu, das ist ein taoistischer Kommentar von Zhuangzi, übersetzt haben. Der Kurs bei Di Giacinto war sehr hilfreich, um mein Verständnis von der Entwicklungsgeschichte des Daoismus zu vertiefen und auch darüber nachzudenken, wie man so einen Kurs über Daoismus sinnvoll strukturieren kann, denn ich hoffe, auch eines Tages, einen solchen Kurs zu unterrichten. Das Seminar von Prof. Plassen trug wesentlich dazu bei, meine Sprachfähigkeiten im klassischen Chinesisch zu stärken und ich fing an, religiöse und philosophische Texte zu bearbeiten, die Teil meiner zukünftigen Forschung sein könnten.
Was haben Sie sonst noch als Gastdoktorand am CERES gemacht?
Da dies das dritte Jahr meiner Doktorarbeit an der Syracuse ist, widmete ich einen Großteil meiner Zeit dem Lesen für meine umfassenden Prüfungen. Ich hatte aber auch die Möglichkeit, montags an den KHK-Kolloquien und an einigen Donnerstagen an den Kolloquien der Doktoranden teilzunehmen. Außerdem habe ich es genossen, viele Studierende und Forscher/innen in der Freizeit kennenzulernen.
Was war Ihr schönster Moment hier? Und was war Ihr seltsamster?
Abgesehen von den wöchentlichen Abendessen nach den KHK-Kolloquien, gehört zu meinen Lieblingserinnerungen der Besuch meiner Eltern in Bochum. Wir sind unter anderem nach Soest gefahren, um einen Freund zu treffen, den ich schon in China getroffen hatte und wir nahmen an der CERES Jahresfeier teil. Diese Erfahrungen waren für uns alle etwas Besonderes. Das seltsamste Erlebnis war wohl zum ersten Mal einen Eierpunsch auf dem Bochumer Weihnachtsmarkt zu probieren.
Was bedeutete der Auslandsaufenthalt in Bochum für Sie persönlich?
Ich habe zum ersten Mal in Deutschland gelebt und die Anpassung an das Leben hier hat, glaube ich, mich persönlichem wachsen lassen. Ich betrachtete dies auch als eine großartige Möglichkeit, um Einblick in die Funktionsweise von Forschungsprojekten in Europa zu bekommen, da ich vor meiner Zeit am CERES, mit diesem Forschungssystem nicht vertraut war.
Haben Sie Ratschläge für andere Syracuse-Studenten, die nach Bochum kommen möchten?
Da der Anmeldungsprozess viele Schritte umfasst, empfehle ich vor der Ankunft so viele Vorbereitungen wie möglich zu treffen: Dazu gehören den Kontakt mit Professoren und Lehrenden aufzunehmen, Pläne zu erarbeiten und die Voraussetzungen für die Registrierung als Student/in an der Universität vorab zu kennen, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Ich würde auch jedem empfehlen die Deutschkurse zu nutzen. Das erleichtert die Kommunikation. Und natürlich sollte man Kontakte zu andere Gaststudierende knüpfen.
Foto: Rechts John Abercombie, links Studiendekan Jens Schlamelcher, © CERES, 2019. Interview geführt von U. Plessentin