Publikation Gerrit Lange Dissertation.jpg
(© Yann Forget / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16963101)
NEUERSCHEINUNG

Emotionen in religiöser Praxis: Gerrit Langes Dissertation zur Schlangengöttin Naini im Himalaya

Bei De Gruyter Brill ist die Dissertationsschrift von Gerrit Lange erschienen. Das Buch untersucht die Verehrung der Schlangengöttin Naini (auch Nāginā oder Nagini Devi) in den Dörfern des Pindar-Tals im indischen Himalaya und richtet den Blick auf die Rolle von Gefühlen in Ritualen, Erzählungen und Prozessionen. Im Zentrum steht die Frage, was die Göttin „fühlt“ und wie diese Emotionen in rituellen Interaktionen thematisiert und performativ hervorgebracht werden. Die Studie zeigt, dass die Erkundung nicht-menschlicher Emotionen neue Perspektiven auf religiöse Praxis eröffnet. Die Publikation ist als Open Access verfügbar; der Band erscheint in der Reihe Religion in Contemporary Asia (Bd. 1).


Foto: Gerrit Lange am Stand von De Gruyter Brill auf der IAHR 2025 mit zwei der Reihenherausgeberinnen, Edith Franke und Monika Schrimpf.

Die Arbeit beschreibt unter anderem die halbjährlichen yātrās, bei denen die Naini-Göttinnen als Bambusstangen durch ihr Gebiet getragen werden. Der Beginn solcher Reisen setzt das buchstäbliche „Ausgraben“ der Göttin voraus: Ein Topf wird aus dem Boden geholt – ein Akt, der ihre Herkunft aus Nāglok, der Unterwelt der Schlangengottheiten, inszeniert. Rituale und Feste verfolgen erklärtermaßen das Ziel, die Göttinnen „zufriedenzustellen“ und ihren Zorn über mangelnde Verehrung zu besänftigen. Durch diese Praktiken festigen die Gemeinschaften soziale Bindungen, insbesondere zu den Frauen, die meist in andere Dörfer hineingeheiratet haben, wo sie von ihrer Göttin besucht werden.

Die Analyse stützt sich auf wiederholte Feldforschungen im Himalaya und arbeitet heraus, wie Gefühle in Erzählungen über die Göttin benannt und in der rituellen Praxis verkörpert werden. Damit leistet die Dissertation einen Beitrag zum Verständnis religiöser Erfahrung, die nicht allein textbasiert beschrieben, sondern in ihrer performativen und affektiven Dimension untersucht wird.

Gerrit Lange forscht am CERES zu Hindu-Gottheiten, zur Ethnographie Südasiens, zur vergleichenden Mythologie sowie zu Religion und Emotion. Diese thematische Ausrichtung prägt auch die vorliegende Arbeit.

Der Band Naiṇī Mātā – Cobra Mum: Unearthing and Enacting the Feelings of Nine Himalayan Hindu Goddesses (Sprache: Englisch, 2025) steht auf der Verlagsseite von De Gruyter Brill im Open Access zum Download bereit: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/9783111631493/html?recommended=sidebar&srsltid=AfmBOooF66u053Ht4gmpLTCJcsQ6fbhl3rOqBSj1jatwesPoFRznNMFK