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© Photo: D. Esler

Neues Projekt untersucht unerforschte Schriften des tibetischen Buddhismus

Im Hochmittelalter hatte der Buddhismus im tibetischen Hochland eine wechselvolle Geschichte: Die buddhistische Lehre erlebte sowohl Blütezeiten als auch Verfolgungen. Im 10. Jahrhundert lebte der Gelehrte Nubchen Sangye Yeshe, dessen Einfluss auf die buddhistische Geistesgeschichte herausragend war. So spielte er eine wichtige Rolle in der älteren Kodifizierung der buddhistischen Traditionen in Tibet, insbesondere in der Herausbildung der Dzogchen-Lehre.

Ein neues Forschungsprojekt am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) widmet sich diesem Gelehrten und der Dzogchen-Lehre. Es wird von Prof. Dr. Carmen Meinert geleitet und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Förderrichtlinie „Kleine Fächer – Große Potenziale“ gefördert.

Im Mittelpunkt der Forschung stehen unerforschte Dzogchen-Schriften des Gelehrten Nubchens, die zu den ältesten eigenständigen Dzogchen-Kommentaren zählen. Die untersuchten Schriften sind den Grundprinzipien des Dzogchens, u. a. den Ideen der spontanen Verwirklichung und des Nichtstrebens, gewidmet. Dieser weitgehend unerforschte Textkorpus ist aufgrund seiner archaischen und sehr speziellen Terminologie nur wenigen Experten weltweit zugänglich. Eine philologische Untersuchung der Textquellen unternimmt Dr. Dylan Esler. Unterstützt wird er dabei von Lopon P. Ogyan Tanzin Rinpoche, einem tibetischen Gelehrten der Nyingma Schule. 

Ziel des Projektes ist es einerseits, die Texte einem Publikum außerhalb der tibetologischen Forschung erstmals zugänglich zu machen und andererseits eine Basis für deren ideengeschichtliche Erschließung zu schaffen. Bei der ideengeschichtliche Untersuchung der Schriften werden ausgehend von einem spezifischen Forschungsinteresse der Tibetologie auch generelle Fragen untersucht, die z. B. für die Religionswissenschaft von Bedeutung sind.