
Ali Fathollah-Nejad und Max Lucks im Gespräch über „Frau, Leben, Freiheit“ – Drei Jahre später
Die Veranstaltung wurde vom SFB 1475 „Metaphern der Religion“ und dem Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES) in Kooperation mit der VHS Bochum durchgeführt. Sie stand stark unter dem Eindruck der aktuellen kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Israel und Iran und setzte sich zum Ziel, die für viele belastende und sehr dynamische Lage angemessen zu reflektieren.
Ursprünglich war neben dem Politologen Dr. Ali Fathollah-Nejad und dem Bundestagsabgeordneten Max Lucks (Bündnis 90/Die Grünen) auch ein Beitrag der Wissenschaftlerin und Schauspielerin Maryam Palizban geplant. Sie musste jedoch kurzfristig aus persönlichen Gründen vor dem Hintergrund des aktuellen bewaffneten Konflikts absagen.
Im ersten Teil des Abends sprach Ali Fathollah-Nejad mit Moderator Dr. Tim Karis (CERES, Ruhr-Universität Bochum) über die aktuelle Lage im Iran – mit einem besonderen Fokus auf die innenpolitische Perspektive. Er analysierte die Dynamiken der Protestbewegung, die Reaktionen des Regimes sowie die strukturellen Spannungen innerhalb der iranischen Gesellschaft. Darüber hinaus stellte er sein im November 2024 erschienenes Buch „Iran: Wie der Westen seine Werte und Interessen verrät“ (Aufbau Verlag) vor. Darin kritisiert er die westliche Iranpolitik als widersprüchlich und von strategischem Opportunismus geprägt. Er betonte im Gespräch, dass eine wertegeleitete Außenpolitik nicht nur moralisch geboten, sondern auch langfristig sicherheitspolitisch sinnvoll sei.
Im zweiten Teil der Veranstaltung brachte Max Lucks eine außenpolitische Perspektive ein. Er sprach sich für eine klare Haltung Deutschlands und Europas gegenüber der Repression im Iran aus und warnte davor, wirtschaftliche oder geopolitische Interessen über Menschenrechte zu stellen. Lucks plädierte für gezielte Sanktionen gegen Verantwortliche im iranischen Machtapparat sowie für eine stärkere Unterstützung der Diaspora und zivilgesellschaftlicher Initiativen.
Die anschließende offene Diskussion mit dem Publikum war engagiert und lebendig. Es wurden sowohl Fragen zur realpolitischen Machbarkeit als auch zur ethischen Verantwortung des Westens gestellt. Die Veranstaltung zeigte eindrucksvoll, wie sehr das Thema weiterhin bewegt und dass das Interesse an fundierter Information und kritischem Austausch groß ist. Der Abend schloss mit dem gemeinsamen Eindruck, dass die Protestbewegung im Iran – trotz Repression und Rückschlägen – ein Ausdruck tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandels ist. Wie dieser Wandel sich in Anbetracht der akuten Lage weiter vollziehen wird, musste an diesem Abend offenbleiben.