Lehrforschungsprojekt: Religion und Tod in der Gegenwartsgesellschaft
Der Tod ist eines der zentralen Themen der Religionsgeschichte. In allen Kulturen und zu allen Zeiten der Menscheitsgeschichte sind es in erster Linie religiöse Praktiken und Vorstellungen, die den Umgang mit dem Tod bestimmt haben. Wie aber stellt sich das heutige Verhältnis zwischen Religion und Tod dar? Religion scheint in der modernen Gesellschaft zunehmend an den Rand gedrängt zu werden. Nur eine Minderheit ist in religiösen Gemeinschaften engagiert, die meisten Menschen suchen eine Kirche nur noch zu Weihnachten auf, und Theologen beklagen sich über christliche Traditionsabbrüche und religiöse ‚Analphabetisierung‘.
Bis zu einem gewissen Grad scheint sich der Trend der De-Religiosifizeirung der Gesellschaft auch auf den Umgang mit Sterben und Tod auszudehnen. Immer weniger Menschen bestehen auf eine christliche Bestattung; die Bestattungsriten insgesamt, von der Totenwache über die Kleidungsvorschriften für die Hinterbliebenen dünnen sich zunehmend aus, und die meisten Menschen sterben im Krankenhaus, wo bis zum letzten Augenblick um ihr Leben und weniger um ihr postmortales Heil gerungen wird. Parallel dazu vertreten zahlreiche Sozialwissenschaftler und Historiker die These der ‚Verdrängung‘ des Todes in der modernen Gesellschaft. War der Tod früher in die Lebenspraxis eingebunden, so stellt er heute eine Anomalie dar; die Sterbenden werden aus ihrem Lebensumfeld gedrängt und fristen ihre letzten Tage häufig in klinischen Einrichtungen. Wo, so fragen sich viele daraus resultierende Bewegungen, bleibt dann Platz für das eigentliche Sterben? Und wie gelingt es, den Tod auch ohne religiöse Heilsversprechungen zu zähmen und uns und den Sterbenden die Angst davor zu nehmen?
Das Lehrforschungsprojekt ‚Religion und Tod‘ des Centrums für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum führt zur Verhältnisbestimmung von Religion und Tod in der Gegenwartsgesellschaft eine empirische Untersuchung durch. Studierende des Studienfachs Religionswissenschaft werden dazu teilnehmende Beobachtungen und Interviews in unterschiedlichen Einrichtungen vornehmen, die sich in unterschiedlichen Hinsichten professionell mit Sterbenden auseinandersetzen: Krankenhäuser, Altenheime, Hospize, ambulante Palliativdienstleister, Sterbeinstitute, Kirchengemeinden und ähnliche Einrichtungen. Die zentrale Fragestellung lautet, ob und wie mit Sterbenden über das Sterben kommuniziert wird, und inwiefern eine solche Kommunikation auf religiöse Sinndeutungsmuster zurückgreift oder eben nicht. Dabei handelt es sich um eine qualitativ-sozialempirische Untersuchung. Die erhobenen Daten werden in der Veröffentlichung der Forschungsergebnisse anonymisiert.
Lehrforschungsleiter:
- Dr. Jens Schlamelcher, Studiendekan am Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhr-Universität Bochum
Teilnehmende Studierende:
- Alexander Schröder
- Anna Lena Julcher
- Dinko Antonio Matic
- Fabian Klein
- Kai Jacen Reichert
- Kristina Melnik
- Laura Sophie Bafs
- Lisa Josephine Guthmann
- Sebastian Schopp
- Sylvester Ejike Ozioko
- Wicky Chogh
- Yasmin Karolin Gaspar Rodrigues
- Yousief Sleiman
Förderzeitraum
01.2020 - 07.2020
Gefördert vom
Rektorat der Ruhr-Universität Bochum