Zur Soziologie des Islam – Reflexion, Revision & Neuorientierung
Tagung der Sektion Religionssoziologie in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kooperation mit dem Centrum für religionswissenschaftliche Studien (CERES) der Ruhr-Universität Bochum
Der Islam ist ab den 1980er Jahren verstärkt ins Blickfeld soziologischer Forschung gerückt. Komplementär dazu wird in vielen westlichen Aufnahmeländern, verstärkt seit dem 11. September 2001, ein politischer und normativer Diskurs über den Islam und muslimische Einwanderer geführt, der weit bis in die akademische Forschungslandschaft hineinragt.
Im Mittelpunkt der Tagung steht vor allem die Reflexion auf den soziologischen Begriffs- und Theorieapparat. Überholte, bereits vielfach kritisierte theoretische Modelle sollen auf den Prüfstand gestellt werden, seien es eurozentrische, modernisierungstheoretische Ansätze oder solche, die auf einem homogenisierenden Kulturverständnis basieren und die allesamt zu einer asymmetrischen Betrachtung führen.
Dabei ist in analytischer Hinsicht eine globale, welthistorische Perspektive schon allein aufgrund der Migrationsbewegungen unerlässlich: Zum einen ist es wichtig, die wechselseitigen und inneren Verflechtungen von Wissen, Kultur und Macht in den Blick zu nehmen, statt von der Idee einer unabhängigen, jeweils in sich homogenen westlichen oder islamischen Zivilisation auszu-gehen. Zum anderen ist ein Perspektivenwechsel angestrebt: die wissenschaftliche Beobachtung sollte nicht primär auf die mit der Anwesenheit „des Islam“ in Europa verbundenen Effekte für europäische Gesellschaften fokussieren, sondern darauf, wie sich die Situation muslimischer Menschen in ihrer jeweiligen Lebenswelt darstellt, wie sich Aushandlungsprozesse und Alltagsleben in den Herkunfts- und Aufnahmegesellschaften gestalten (z. B. in rechtlicher Hinsicht, mit Blick auf Aspekte wie Öffentlichkeit, normative Ordnungen, Geschlecht usw.).
Zugesagt haben Bryan Turner als Key-Note-Speaker und Georg Stauth für die Abschlussreflexion.